Unternehmen sind in der digitalisierten und globalisierten Welt regelrecht angehalten, pragmatisch zu handeln. Neue Technologien, kürzere Produktionszyklen und individuelle Kundenanforderungen stellen sie bereits vor große Herausforderungen – zusätzlicher Aufwand und Mehrkosten passen da gar nicht gut ins Bild. Auf kurze Sicht könnte auch die Investition in nachhaltige Prozesse Mehrkosten nach sich ziehen. Jedoch ist Nachhaltigkeit in der Wirtschaft kein kurzfristiger Trend. Nachhaltigkeit ist längst Kaufkriterium bei Kund:innen, eine langfristige Investition und nicht zuletzt ein entscheidendes Qualitätsmerkmal.

Im Diskurs zur Nachhaltigkeit fallen oft dieselben Begriffe: Klimawandel, Umweltverschmutzung, Globalisierung, Ressourcenmanagement. Für Unternehmen sind diese Buzzwords in der Praxis mit Aufwand und großem Umdenken verbunden. Positiver Effekt für Unternehmen und Verbraucher ist jedoch nicht selten die gute Qualität der Unternehmensprozesse und der entstehenden Produkte. Aus Sicht der Kund:innen spielen nachhaltige Prozesse sowie fairer Handel mittlerweile sogar eine Schlüsselrolle bei der Kaufentscheidung und werden längst als wichtige Indikatoren für gute Qualität wahrgenommen. Dass diese Forderung nach dem Qualitätsmerkmal Nachhaltigkeit Einfluss auf Unternehmen hat, wird unter anderem in der Automobilbranche deutlich: Hier sehen sich Hersteller durch „Druck von Politik, Interessengruppen, Investoren und nicht zuletzt der Verbraucher“ nahezu gezwungen, „eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie zu entwickeln“. (Zum Artikel der Automobilwoche)

Unternehmen stehen durch diverse Anforderungen zunehmend unter Zugzwang. Nachhaltige Prozesse müssen her. Sie erkennen aber auch, dass diese Prozesse positive Langzeiteffekte haben können – nicht nur für die eigene Wirtschaftlichkeit, sondern auch für die Kundenbindung. Ist Nachhaltigkeit also eine Win-Win-Win-Situation für Unternehmen, Umwelt und Verbraucher? Tun Unternehmen gut daran, sich allein aus diesen – letztendlich ökonomischen – Gründen mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen?

Unternehmen in der Verantwortung

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass es Faktoren gibt, die Unternehmen zunehmend in ihrem strategischen Handeln beeinflussen. Mit Weitsicht und qualitativ hochwertigen Produkten anstatt „so schnell und billig wie möglich“: Unsere Welt verändert sich – und mit ihr die Unternehmen. Nachhaltigkeit wird mehr und mehr zur Anforderung der Stakeholder. Unternehmen sollten also in ihrem eigenen Interesse mit der Zeit gehen und Nachhaltigkeit den Stellenwert geben, den sie verdient. Zum einen als Antwort auf die Anforderungen unserer Märkte, zum anderen aber auch aus einem ethischen Verantwortungsgefühl heraus. Denn: Eine reine Schaufensterpolitik („Greenwashing“) mag kurzfristig darüber hinwegtäuschen, dass man veralteten Prozessen nicht abgesagt hat; letztendlich ist es aber viel sinnvoller, Nachhaltigkeit fest in den Unternehmenswerten zu verankern. Nur so können Geschäftspartner:innen, Kund:innen und vor allem auch die eigenen Mitarbeiter:innen überzeugt werden. Eben ganz oder gar nicht.

Aus einer Verantwortung für die ökonomische Entwicklung, bei der vor allem die eigene Organisation und die direkten Zulieferer im Fokus stehen, entsteht zusätzlich eine ökologische Verantwortung. Sind die Produktion oder die Dienstleistungen, die dem Unternehmen in den letzten Jahren wirtschaftliche Erfolge beschert haben, überhaupt mit der sozialen und natürlichen Umwelt verträglich? Es bedarf eines Perspektivenwechsels: Im eigenen Unternehmen umdenken, um wirtschaftlich sowie ökologisch nachhaltige Erfolge zu erzielen.

Nachhaltigkeit durch Standards?

Ein kleiner Exkurs: Damit nicht alles von der Freiwilligkeit der Unternehmen abhängt, setzt sich die ISO (International Organization for Standardization) aktiv für die Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) der UN ein – im Rahmen der Agenda 2030. Die Vereinten Nationen unterstreichen auf ihrer Website die Bedeutung der Ziele und der Rolle jedes/jeder Einzelnen: „Die Ziele für nachhaltige Entwicklung sind wichtige, die Welt verändernde Ziele, für dessen Erreichung Regierungen, internationale Organisationen und Entscheidungsträger weltweit zusammenarbeiten. Dabei scheint es manchmal unmöglich, dass die Maßnahmen jedes Einzelnen von uns überhaupt eine Auswirkung haben können. Soll man nun aufgeben? Nein! Wir alle sind Teil der Lösung globaler Probleme. Wir alle haben eine Verantwortung und die kleinste Veränderung unseres Verhaltens wird sich positiv auswirken.“ (Zum Zitat) Doch was genau besagen die SDGs? Ein kleiner Überblick:

Eine Übersicht der17 Nachhaltigkeitsziele der UN auf einem Tisch
  1. Keine Armut
  2. Kein Hunger
  3. Gesundheit und Wohlergehen
  4. Hochwertige Bildung
  5. Geschlechtergleichheit
  6. Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
  7. Bezahlbare und saubere Energie
  8. Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  9. Industrie, Innovation und Infrastruktur
  10. Weniger Ungleichheiten
  11. Nachhaltige Städte und Gemeinden
  12. Nachhaltige/r Konsum und Produktion
  13. Maßnahmen zum Klimaschutz
  14. Leben unter Wasser
  15. Leben an Land
  16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  17. Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Wie erwähnt, möchte die ISO dazu beitragen, dass diese Ziele mithilfe internationaler Standards erreicht werden. „By supporting our members to maximize the benefits of international standardization and ensure the uptake of ISO standards, we’re helping to meet the United Nations Sustainable Development Goals (SDGs). Economic, environmental and societal dimensions are all directly addressed by ISO standards. Organizations and companies looking to contribute to the SDGs will find that International Standards provide effective tools to help them rise to the challenge”, heißt es auf der Website. Hunderte ISO-Normen lassen sich daher direkt einem oder mehreren der 17 UN-Ziele zuordnen.

Mit Qualitätsmanagement zu nachhaltigem Erfolg

Auch zentrale ISO-Normen, die unmittelbare Relevanz für das Qualitätsmanagement in Unternehmen haben, unterstützen die SDGs. Die ISO 9001:2015 lässt sich beispielsweise den Zielen „Keine Armut“, „Industrie, Innovation und Infrastruktur“, Nachhaltige/r Konsum und Produktion“ sowie „Leben unter Wasser“ zuordnen. (Mehr Informationen) Die ISO 9004:2018 („Qualität einer Organisation – Leitfaden zur Erzielung nachhaltigen Erfolgs“) deckt hingegen die SDGs „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“, „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ sowie „Weniger Ungleichheiten“ ab. (Mehr Informationen) Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Unternehmen, die ISO-Standards anwenden, bereits einen ersten Beitrag zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN leisten.

Der eigene wirtschaftliche Vorteil wird auch in Zukunft für Unternehmen im Vordergrund stehen; Maßnahmen wie die der ISO führen aber bereits dazu, dass soziale und ökologische Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert bekommen. Allerdings wäre es besser, wenn Organisationen die langfristigen Vorteile selbst erkennen und Nachhaltigkeit fest in ihren strategischen Entscheidungen verankern. Nachhaltige Prozesse sind auf nachhaltige Erfolge aus – und das nicht nur ökonomisch, sondern vor allem auch im Hinblick auf die Umwelt und die Produktqualität.

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